Wohnen im Hallenhaus
Die liebevoll gestalteten Niederdeutschen Hallenhäuser verfügen alle über die typische zwei-Drittel/ein-Drittel-Aufteilung. Im vorderen Teil befand sich „de Groot Deel“, die große Diele, seitlich war Platz für die Tiere und im hinteren Bereich befand sich der Wohnteil mit der gemütlichen „Guten Stube“. Hier lebten Mensch, Tier, Gerätschaften und Vorräte gemeinsam unter einem Dach.
Das große Einfahrtstor an der Giebelseite, auch „de Groot Dör“ genannt, konnte aufgeklappt werden, damit die Erntewagen in die Diele hineinfahren konnten. Den Balken in der Mitte, den sogenannten Dössel, konnte man sogar herausnehmen. Manchmal war auch ein Türflügel in der Mitte noch einmal geteilt. Die Außenwände des Gebäudes sind in Fachwerk ausgeführt, wobei die Zwischenräume (Gefache) ursprünglich mit einem Weidengeflecht sowie Lehmbewurf und später mit Mauerwerk ausgefüllt wurden.
Die Diele mit dem gestampften Lehmboden war das Herzstück des Hauses. Hier wurde die Ernte eingefahren, es wurde das Korn gedroschen und der Flachs bearbeitet.
Die ursprüngliche Form des niederdeutschen Hallenhauses ist das Zweiständerhaus. Im Unterschied zu heutigen Häusern liegt hier das Gewicht des Daches nicht auf den Außenwänden, sondern auf zwei Reihen von sogenannten „Ständern“. Die Ständer stehen in einer geraden Linie von der Vorder- bis zur Rückseite des Hauses. Sie bilden zusammen mit dem Raum dazwischen die sogenannte „Deel“, also die charakteristische Diele. Links und rechts davon, in den sogenannten „Kübbungen“, war das Vieh untergebracht. Darüber, in dem engen Raum unter den Dachschrägen, befanden sich die Schlafräume des Gesindes. Das Dach eines Zweiständerhauses ist zu beiden Seiten tief heruntergezogen. Wenn also ein sehr großer Mann auf beiden Seiten aus den Dachrinnen trinken könnte, handelt es sich um ein Zweiständerhaus. Wenn er jedoch nur aus einer der beiden Rinnen trinken kann, dann ist es ein Dreiständerhaus. Und ein Vierständerhaus? Für unseren großen Mann wäre das leider gar keine Option, denn die Regenrinnen dort sind viel zu hoch für ihn.
Drei- und Vierständerhäuser hatten bei gleicher Grundfläche eine sehr viel größere Dachbodenfläche. Dadurch hatten die Menschen mehr Platz für die Ernte. So dass die Drei- und Vierständerhäuser von den wohlhabenden Bauern errichtet wurden.
Am Ende des Raumes, in der sogenannten Querdiele oder Flett, befand sich die einzige Feuerstelle des Hauses – ein offenes Feuer ohne gemauerten Kamin. Im niederdeutschen Hallenhaus zog der Rauch einfach nach oben ab – über den Dachboden und durch das Eulenloch im Giebel nach draußen. Der Rauch hat das Holz zwar konserviert, aber für die früher meist reetgedeckten Häuser bestand dadurch immer eine gewisse Brandgefahr.
Die Stube, auch „de Dönz“ genannt, war der einzige Raum im Haus, der im Winter warm war. In diesem warmen Raum wurde gesponnen und gewebt. Auch die Wiegen mit den Babys standen in diesem Raum und im Winter wurde hier auch gemeinsam mit allen gegessen.
Es ist faszinierend, wie die Menschen und Tiere, die dort lebten, trotz der beengten Verhältnisse auf engstem Raum gemeinsam unter einem Dach arbeiteten und wohnten.