Rundlingsdörfer

Naturpark Elbhöhen-Wendland

„Historische Dorfstrukturen mit dem gewissen Etwas“

Kleine Dörfer mit besonderem Grundriss

Die äußere Form der Rundlingsdörfer ist jedoch nur selten einem Kreis ähnlich. Der Begriff „Rundling“ erschließt sich einem vor allem, wenn man im Dorfinneren steht. Von dort schaut man auf die Giebel der Hofstellen, die sich mit ihren keilförmigen, mit der spitzen Seite zum Dorfinnenraum ausgerichteten Grundstücken, kreisförmig um den runden oder ovalen Dorfplatz anordnen. Die zu den Höfen gehörenden Grundstücke umschließen den Rundling und ergeben eine tortenstückartig parzellierte Kulturlandschaft.

 

Geschichte

Während in anderen Regionen Deutschlands ursprünglich vorhandene Runddörfer im Laufe der letzten Jahrhunderte zu anderen Dorfformen umgebaut wurden, blieb diese Dorfstruktur im Wendland bei zahlreichen Dörfern erhalten. Erst in den 1960er Jahren setzte auch hier eine solche Tendenz ein, aber gleichzeitig auch ein Bewusstsein für den Erhaltungswert der historischen Siedlungsform. So lassen sich noch heute mehr als 200 Dörfer mit Rundlingsgeschichte im Landkreis Lüchow-Dannenberg zählen. Oft sind es kleine Dörfer mit drei bis zwölf Hofstellen und nur einem Zufahrtsweg. Meist liegen diese Dörfer abseits von den großen Verkehrswegen.

Auch nach heutigen Erkenntnissen gibt der Ursprung der Rundlingsdörfer immer noch Rätsel auf. Waren sie als Viehkrale angelegt? Oder liegt der Grund für diese Dorfform im wirtschaftlichen Bereich? Welchen Rundling Sie auch besuchen, überall sehen Sie liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser, in denen in den letzten Jahren neues, kreatives Leben eingezogen ist. Kreativ und zukunftsbezogen wird hier an Projekten gearbeitet. Ökologisch bauen, biologisch wirtschaften und energiesparend haushalten – das bewegt Architekten, Ingenieure sowie junge Landwirte, die hinter den bunten Fachwerkfassaden leben.

Die Rundlingsdörfer des Naturparks gehören als Rundlingslandschaft zur Deutschen Fachwerkstraße. Am besten erhalten geblieben sind die Rundlinge Lübeln, Göttien, Diahren, Bussau, Püggen, Schreyahn, Satemin, Mammoißel und Güstritz. Das Rundlingsmuseum Wendland in Lübeln informiert über die Entstehung und Geschichte dieser einzigartigen Dörfer und gibt einen Einblick, wie ihre Bewohner vor etwa 200 Jahren gelebt und gearbeitet haben. Das ganze Jahr über bietet das Rundlingsmuseum Aktionstage, Märkte, Handwerksvorführungen, Ausstellungen und vielfältige Programme für Kinder und Jugendliche an. Empfehlenswert ist auch eine Radtour durch die Rundlingslandschaft.

Die Vielzahl der Rundlingsdörfer im Wendland, die hier häufig sehr nahe beieinander liegen, bilden zusammen eine Siedlungs- und Kulturlandschaft. Deren Erhalt und Wertschätzung durch die Bewohner würde mit einer Auszeichnung als UNESCO-Weltkulturerbe eine Anerkennung erfahren. Dafür setzt sich zurzeit der Rundlingsverein ein.

www.rundling.de

 

Hallenhäuser

Prägend für die Dörfer im Naturpark sind die sog. Hallenhäuser, im 13. bis 15. Jahrhundert aufgekommene Wohnstallhäuser der bäuerlichen Bevölkerung in Fachwerkbauweise. Bei einem Hallenhaus (auch als Niedersachsenhaus bezeichnet) sind Wohnung, Stallraum und Erntelager in einem großen Hauskörper zusammengefasst. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen dem Zwei- und dem Vierständerhaus. Als Übergangsform gibt es noch das Dreiständerhaus.

Zweiständerhaus

Ursprünglich hatte das Hallenhaus die Ausprägung als Zweiständerhaus. Dabei sind zwei Ständerreihen aufgestellt, auf denen Deckenbalken ruhen. Die Ständerreihen sind der Länge nach im Haus angeordnet und bilden die für den Haustyp charakteristische Diele. An die Ständerreihen zur Traufseite wurden oft niedrige Raumerweiterungen (Kübbungen) mit nicht tragenden Seitenwänden für die Ställe angesetzt, die diesem Haustyp den Namen Kübbungshaus gaben. Eine typische Eigenart des Zweiständerbaus besteht darin, dass der Dachboden nicht von den Außenwänden getragen wird, sondern nur von zwei Reihen von Ständern, die Teil der Deelenwände sind.

Dreiständerhaus

Daneben gibt es noch das Dreiständerhaus. Dies ist eine asymmetrische Abweichung vom Zwei- und Vierständerhaus, bei der sich der Dachfirst fast oberhalb einer der Deelenwände befindet. Auf dieser Seite befindet sich die Dachtraufe oftmals in Höhe der Dielendecke wie beim Vierständerhaus, auf der anderen ist der untere Teil der Dachsparren angehängt wie beim Zweiständerhaus. Manchmal ist der untere Teil des Daches beidseits angehängt.

Vierständerhaus

Die Bauweise des Vierständerhauses stellte eine komfortablere Weiterentwicklung des Zweiständerhauses dar und wurde von wohlhabenderen Bauern errichtet. Die Konstruktion beruht auf vier Ständerreihen in Längsrichtung, von denen zwei Teil der Deelenwände sind, zwei Teil der Außenwände. So haben die Außenwände als Stützwände tragende Funktion. Bei den Häusern wohlhabender Bauern besteht auch eine deutlichere Trennung zwischen Wohnräumen und Stallungen.